Rückblick vom Klettern im Val Bavona im Sommer 2019

Immer wieder zieht es uns in dieses wunderschöne Tessiner Tal. Steil fallen die Felswände bis zum Talboden und verleihen diesem Tal einen ausgesprochenen wilden Charakter. Die schmucken alten Dörfer aus Steinhäusern zieren den Talboden, versetzt einem 100 Jahre zurück und zeigen auf wie arm die Menschen gelebt haben.

Dolomiten oder Yosemite ähnlich? Man kann es gar nicht vergleichen. Eines ist mit Sicherheit anders, man ist meist alleine in der Wand. Die Routen sind anspruchsvoll, steil und lang. Und die Zustiege meist unbequem. Doch es lohnt sich allemal auch durchs Gestrüpp  zu und  abzusteigen.

Wir haben die Route «Insonnia (7c)» an der Parete di Larècchia saniert. Ein Felssturz im 2012 hat die SL 8 gleich mit ins Tal genommen. Die Route geht jetzt in ähnlichen Schwierigkeiten zum Glück noch frei. Insgesamt zwei Mal sind wir in diese Wand eingestiegen. Einmal zum Putzen und um die grossen Felsblocken zu entfernen und einmal um die Route zu Klettern. «Insonnia» ist absolut empfehlenswert. Anspruchsvolle Rissen in einer eindrücklichen Wand. Mit 16 SL weisst sie sogar ein bisschen Big Wall Charakter auf.

Die zweite Route war «Filo Piombo (7c)» im Valle di Foioi. Diese Route wird öfters geklettert da der Zustieg recht kurz und bequem ist. Luca hat diese Route im Jahr 2008 gemeinsam mit Davide Mazzuchelli (Dade) erstbegangen. Ich hingegen war noch nie in dieser Wand. Ich habe sie aber schon viele Male bestaunt und bin auch schon das eindrückliche Valle di Foioi hochgewandert um die Route «Nel dubbio Sali» zu wiederholen. Also stiegen wir in diese Route ein. Auch diesmal mit Bohrmaschine im Haulbag um eine direkte Ausstiegsvariante zu finden. Nach der 11.SL querten wir etwas nach rechts, um über ein kurzes aber knackiges Boulder Problem direkt die oberen Dächer der Wand zu überwindet. Die letzte SL mit einer hübschen Platte ist einfach, für uns aber bei etwa 35° Lufttemperatur doch nicht der grösste Genuss. Das schöne klare Wasser der Bavona sorgte zum Glück für Erfrischung.

Nach intensiven Tagen wollten wir uns noch eine Route gönnen. Der Wetterbericht sagte aber nichts Gutes voraus. Um 6 Uhr in der Früh war es noch trocken, also packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Aufstieg zur Route «Sogno o Sonlerto (7c)» an der Museo verticale. Wir beide haben diese Route noch nicht geklettert, hörten nur von Dario (der Erschliesser), dass es schöne steile Risse gibt. Nach 1,5 Stunden Aufstieg, am Wandfuss angekommen, beginnt es natürlich zu regnen.

Es wird einen recht feuchten und moosigen Start, und mit etwas Glück landen wir doch noch unter dieser gigantischen Rissverschneidung. Es zeigte sich als eine der fantastischsten Verschneidungen, die wir geklettert sind. Ein beinahe durchgehender Handriss von 50m . Die Bewertung 7c schien uns im Nachhinein doch etwas zu hoch, da wir beide die Verschneidung im ersten Versuch kletterten. Unser Vorschlag bewegt sich etwa bei 7b. Im Abstieg konnten wir uns dann doch noch mit Regen und einer Blockade beim Seilabziehen vergnügen…

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